HospizFelle
ein letztes Zuhause für sterbende Katzen
Mrs. Norris
Auf unseren Social Medias haben wir regelmäßig über das Leben mit unserem Hospizfellchen Mrs. Norris berichtet. Die kleine, alte Dame war in ihrer Kommunikation massiv eingeschränkt. Nicht nur durch ihre Blind- und Taubheit, sondern auch dadurch, dass sie zunehmend dement wurde.
Wie äußerte sich das im Alltag?
Ihr standen drei Katzenklos verschiedener Arten zur Verfügung, die sie anfangs noch relativ oft fand und aufsuchte, dennoch ging immer mal etwas daneben (ein Hoch auf Fliesenfußboden). Mit den Monaten wurden diese guten Momente aber immer weniger, sodass irgendwann alle Klos völlig unbenutzt von uns entfernt wurden. Stattdessen wurden Geschirrtücher und Inkontinenzunterlagen neben dem täglich benutzten Wischmop unsere besten Freunde.
Morgens und abends bekam sie ihre Medikamente. Um Stress zu minimieren wurden die Tabletten zerkleinert in ihre Futterportionen gerührt. Die Dame fand es nämlich gar nicht witzig, Tabletten ins Maul geschoben zu bekommen und auch der ihr einzige verbliebene Zahn konnte sehr schmerzhaft sein.
Zusätzlich unterstützten wir ihre Verdauung und die Gelenke mit dem einen oder anderen Pülverchen, was ihr gut zu tun schien.
Wir stellten relativ schnell fest, dass unsere offen gestaltet Wohnung mit ihren vielen Winkeln und Ecken ihr dementes Köpfchen zu sehr verwirrte. Wie ein schlecht eingestellter Saugroboter saß sie mal in einer Ecke fest, lief im Kreis oder blieb ewig irgendwo hocken. Also musste improvisiert werden. Der Wohnbereich wurde mit niedrigen Pappwänden vom Rest abgetrennt und man konnte zusehen, wie sie besser zurecht kam. Dann schlappte sie in ihren lichten Momenten ihre Grenzen ab, futterte zufrieden ihre Süppchen und im Laufe der Zeit bauten wir auch eine gemeinsame Sprache auf.
Es gab schlechte Tage, in denen sie viele verwirrte Kreise lief, sich schwindelig drehte und über Stunden nicht zur Ruhe kam. Aus einem spontanen Impuls aufs Sofa gehoben legte sie sich fast sofort ab und schlief unter leichten Streicheleinheiten ein. Dies wurde zur liebgewonnenen Routine und wenn sie hoch wollte zeigte sie es, indem sie demonstrativ vor der Couch hockte. "Runter" hieß aufstehen und mit einer Pfote über die Sofakante hinaustreten. Wenn sie sich allein fühlte, konnte sie sehr leidend rufen und natürlich bekam sie sofort die körperliche Bestätigung, dass wir noch da waren.
Die letzten Monate wurden liebgewordene Routine aus Wischen, schmusen, Futterportionen, wischen, Kreisel durchbrechen und nochmal wischen. Um Weihnachten '23 herum gab es einen ersten Sorgenmoment, als sie zwei Tage sehr matschig war und wir schon einen Tierarzttermin ins Auge fassten. Doch sie berappelte sich wieder. Im März ging es mit beiden Katzen zur Routinekontrolle und alle Blutwerte sahen glücklicherweise verhältnismäßig super aus.
Eines Dienstag abends im Juni baute sie sichtbar ab, sie wollte nicht fressen und schien Schmerzen zu haben. Als am folgenden Morgen auch noch keine Pfütze zum Wischen vorhanden war, war klar, dass wir zum Tierarzt mussten. Wir ließen Blut abnehmen und machten Ultraschall, der einen Tumor im Bauchraum offenbarte. Aufgrund der massiv eingebrochenen Nierenwerte war für uns klar, dass jeder Therapieversuch nur noch ein Herauszögern des Unvermeidlichen gewesen wäre.