HospizFelle
ein letztes Zuhause für sterbende Katzen
Mila
Unsere Geschichte und damit das Umdenken in der Einstellung zur Tierhaltung begann mit Mila. Mila kam als neue Zweitkatze aus einer Wohnung, in der sie von den anderen beiden Katzen der Familie gemobbt wurde. Nach Aussage der Halter ging das bis zum Wegbeißen von Futterstellen und Nicht-mehr-aus-dem-Katzenklo-lassen.
Charakterlich passte sie super zu unserem Kater, also war die Entscheidung schnell getroffen und die etwa Vierjährige durfte im Herbst bei uns einziehen. Nach einer Woche in einem Extrazimmer schufen wir Kontaktzonen und schon einen Tag später bewegten sich beide wie selbstverständlich in ihrer nun gemeinsamen Wohnung. Von langsamen Gewöhnen hielten beide herzlich wenig. Unser Kater war schon immer sehr aufgeschlossen und Mila fauchte aufgrund ihrer Vergangenheit zwar ein paar Mal, aber das Trenngitter hasste sie mehr als die potentielle Gefahr. Nachdem wir dieses entfernt und beide sich ordentlich beschnuppert hatten schien es, als würden beide denken "okay, dann wohnen wir jetzt halt zusammen hier".
Mila entwickelte sich wahnsinnig schnell zu einer futtermäkeligen Schmusekugel, während unser alter Stinker durchaus zufrieden schien, wieder eine ruhigere Begleitung an seiner Seite zu haben. Sie wurden über die Jahre nie zu einem Pärchen wie man es bei Katzengeschwistern sieht, die sich kaum von der Seite weichen. Sie waren eher wie ein altes Ehepaar, das manchmal nebeneinander her lebt, manchmal über liegengelassene Socken schimpft und dann wieder Seite an Seite den Bergdoktor schaut.
Es war im folgenden Mai/Juni, dass uns eine Veränderung auffiel. Ihre Fress- und Trinkgewohnheiten hatten sich nicht verändert, sie schien aber abgenommen zu haben, also ging es mit ihr zu einem Tierarzt in der Nähe. Nach den üblichen (ergebnislosen) Untersuchungen und einiger Diskussion wurde ihr Blut abgenommen und es stellte sich tatsächlich eine massive Veränderung in den Nierenwerten heraus. Wir sollten Nierenfutter geben und uns eine Woche später nochmal vorstellen.
Katzenhalter mit Nierenkatzen können sich vorstellen, wie viel Spaß eine Futterumstellung bei Mäkelkatzen und besonders auf Nierenfutter macht... Die Nachkontrolle ließen wir dann bei dem Arzt unseres Vertrauens vornehmen und der nahm wie wir es gewohnt waren kein Blatt vor den Mund: die Werte waren außerhalb der Messskala. Niereninsuffizienz im 4. Stadium, die meisten Katzen sterben innerhalb der nächsten drei Monate. Es war ein Schock. Eine Vierjährige, bisher kerngesunde Katze sollte todkrank sein? Schwer zu verkraften, aber es musste ja weiter gehen. Sie bekam also täglich ihr Medikament, was prima unters Futter zu mischen war. Nierenfutter konnten wir vergessen. Egal welche Sorte, egal welche Menge wir unter das gewohnte mischten, es wurde nicht angerührt. Aber in solchen Momenten kann Dr.Google und das eine oder andere Forum hilfreich sein, sodass in Absprache mit dem Doc, dem Haupmedikament und dem einen oder anderen Supplement bald wieder etwas mehr Masse auf die Hüften und Leben in Mila kam. Nicht zuletzt, weil unsere "Tagesmutter" (unsere liebe Nachbarin, die sich um die Vierbeiner kümmert, während wir arbeiten sind) ganz großartig im Päppeln und verwöhnen ist.
Und Mila blieb uns erhalten. Als unser Kater eineinhalb Jahre später im November `21 mit 15 Jahren starb, stellte sich die Frage, ob sie wieder einen tierischen Begleiter braucht. Aber sie gab uns schnell zu verstehen, dass sie durchaus zufriedene Einzelprinzessin war. Es reichte ihr vollkommen, den Schoß zu blockieren, kaum dass man sich auf das Sofa niedergelassen hatte. Spieleeinheiten mit Katzenangel und Leckerchen durften nicht fehlen und natürlich schlief sie im Bett auf der Mutti. Körperkontakt reichte ihr völlig, anfassen musste gar nicht unbedingt sein.
Im Winter `22 wurde es dann schwierig. Sie baute nun zusehens ab. Sie schmuste -wenn überhaupt möglich- noch mehr mit uns als vorher, war auch weiterhin ein unglaublich warmherziges und geduldiges Mädchen bei allen Versuchen, ihr das Leben noch lebenswert zu machen. Aber nach über zwei Jahren, in denen sie mit ausgestreckten Mittelfingern vor dem Tod umhergetanzt war, war sie nun müde und zeigte es uns auch. Die mäkelige Maus ließ immer mehr Futter stehen, ab und zu hatte sie nicht einmal Lust auf eine Stange oder einen Keks und schien ihre Energie zu verlieren, also ließen wir erneut die Blutwerte und ihre Gesamtkonstitution kontrollieren. Viel Hoffnung konnte der Doc uns nicht mehr machen, zeigte sich aber erstaunt, dass sie überhaupt so lange durchgehalten hatte. Im Februar dieses Jahres ließen wir Mila schweren Herzens, aber mit dem Gefühl, den richtigen Zeitpunkt abgepasst zu haben, über die Brücke gehen.
Kitti war unsere erste Hospizkatze - doch war es Mila, die uns den Weg in diese Richtung bereitete.